Corona hat das Gesundheitssystem stark belastet und belastet es immer noch. Eine Welle folgt der nächsten und ein Ende ist nicht in Sicht. Finanziert werden all die entstehenden Kosten durch die Krankenkassen. Die gesetzlichen Kassen schlagen bereits Alarm. Nicht nur durch Corona ist bei ihnen ein Loch von über 16 Milliarden Euro im Jahr 2021 entstanden. So manches Mitglied einer privaten Krankenversicherung wird sich bei diesen Nachrichten die Frage stellen, wie es wohl bei seinem privaten Krankenversicherungsunternehmen aussieht. Verfügt sie noch über genügend liquide Mittel und Rücklagen?

Es wurden kleine Schiffchen aus Geldscheinen gefaltet und hintereinander aufgereiht.
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"Liquide Mittel", was bedeutet das eigentlich genau?

"Ich bin gerade nicht flüssig!", dieser Spruch ist weithin bekannt. Er bedeutet, dass dem Sprecher gerade kein oder nicht ausreichend Bargeld oder andere finanzielle Mittel zur sofortigen Verfügung stehen. Nichts anderes bedeutet liquide, die lateinische Form von flüssig. In der Finanzwelt sind das allen voran

  • Bargeld
  • Schecks
  • Guthaben bei Banken und Kreditinstituten

Diese liquiden Mittel stehen sofort zur Verfügung, im Gegensatz zu Sachwerten wie beispielsweise ein Haus oder ein Auto, die zuerst verkauft werden müssen. Bei einer privaten Krankenversicherung ist es besonders wichtig, dass ihr ausreichend liquide Mittel zur Verfügung stehen. Bei einem Ausnahmezustand wie Corona kann es leicht vorkommen, dass sie plötzlich enorme Mehrausgaben haben. Wenn eine Krankenversicherung diese Kosten nicht mehr zahlen könnte und Pleite ginge, würden all ihre Mitglieder auf ihren Ausgaben sitzen bleiben.

Ist es möglich, dass eine private Krankenversicherung insolvent geht?

Bei gesetzlichen Krankenkassen ist es durchaus schon vorgekommen, dass sie nicht mehr in der Lage waren, zu zahlen und insolvent gingen. Auch wenn es selten vorkommt, doch die Gefahr besteht. So machte beispielsweise im Jahr 2011 die City BKK von sich reden. Um ihre Verbindlichkeiten zahlen zu können, musste sie Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern verlangen, die die daraufhin in Scharen kündigten. Die gesetzliche Krankenkasse musste daraufhin geschlossen werden. Kann so etwas bei einer privaten Krankenversicherung ebenfalls vorkommen? Um das zu verhindern, hat das Bundesamt für Finanzaufsicht inzwischen verschiedene Maßnahmen geschaffen. Das Bundesamt für Finanzaufsicht, kurz BaFin genannt, ist eine staatliche Stelle, die das Finanzsystem und insbesondere Versicherungen überwacht. Die Auffanggesellschaft Medicator AG wurde gegründet, in die alle privaten Krankenversicherungen regelmäßig einzahlen. Sollte eine der Krankenversicherungen in Schwierigkeiten geraten, übernimmt die Medicator AG die Verbindlichkeiten. Bisher hat die Medicator AG jedoch noch nie einspringen müssen. Krankenversicherungen sind außerdem mit sogenannten Rückversicherungen ebenfalls versichert.

Private Krankenversicherungen werden regelmäßig überprüft

Keine der Maßnahmen, die private Krankenversicherungen ergreifen, um sich gegen Zahlungsunfähigkeit zu schützen, musste jemals eingesetzt werden. Die deutschen privaten Krankenversicherungen stehen gut da, das beweisen unter anderem die Berichte, die sie jedes Jahr vorlegen müssen. Die Liquidität einer privaten Krankenversicherung zeigt sich dabei an der Solvenzquote. Private Krankenversicherungen müssen demnach in der Lage sein, auch noch in schwierigen Zeiten, die nur etwa alle 200 Jahre vorkommen, zahlungsfähig zu bleiben. Die Solvenzquote muss dafür bei 100 Prozent liegen. Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Quote bei den privaten Krankenversicherern 500,3 Prozent und somit deutlich über dem geforderten Wert. Die privaten Krankenversicherungen verfügen über mehr als genug liquide Mittel, um auch die schwersten vorstellbaren Krisen zu meistern.