In Deutschland besteht seit 2009 eine gesetzliche Pflicht zur Krankenversicherung. Das heißt, dass jede in Deutschland lebende Person entweder eine gesetzliche oder eine private Krankenvollversicherung abschließen muss. Im Allgemeinen besteht zunächst automatisch eine Versicherungspflicht in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Bestimmte Personengruppen können sich allerdings von dieser Pflicht befreien lassen und in die Private Krankenversicherung (PKV) wechseln. Dazu zählen Selbstständige, Staatsbedienstete, Studenten sowie Angestellte, die ein vorgeschriebenes Mindesteinkommen verdienen. 

Während bei einer gesetzlichen Krankenversicherung Leistungen und Beiträge dem Gesetz nach klar definiert sind, kann der Versicherungsschutz in der PKV individuell zusammengestellt werden. Leistungsumfang, Alter und Gesundheitszustand bestimmen hier die Beitragshöhe.

Doch unzählige Leistungsangebote und Tarife verschiedener Unternehmen machen die Entscheidung bzw. Wahl einer Krankenversicherung nicht unbedingt leicht. Nicht zuletzt deswegen, da viele Faktoren und individuelle Umstände eine Rolle spielen. Welcher Tarif ist passend? Welche Leistungen sollte er enthalten? Worauf muss bei der Tarifauswahl und dem Versicherungsabschluss geachtet werden?

Verschiedene Faktoren bei Abschluss einer privaten Krankenversicherung relevant

Bei Abschluss einer privaten Krankenversicherung und der Wahl der Leistungen – die Erfüllung der Zugangsanforderungen vorausgesetzt – sind mehrere unterschiedliche Faktoren von Bedeutung. Zum einen kommt es auf die individuelle Situation der zu versichernden Person an: auf den beruflichen Status, die finanziellen Möglichkeiten, den Gesundheitszustand und das Alter, aber auch auf die jeweiligen persönlichen Ansprüche an eine medizinische Versorgung. 

Zum anderen müssen versicherungs- bzw. tarif- und unternehmensbezogene (wirtschaftliche) Faktoren berücksichtigt werden. Relevant sind hier neben den Versicherungsleistungen im jeweiligen Tarif unter anderem die Stabilität und Entwicklung der Beiträge.

Illustriert dargestellte Karte mit Herz und Herzfrequenz umfasst von Daumen und Zeigefinger
Unzählige Tarife, vielfältige Leistungen: Der Abschluss einer privaten Krankenversicherung sollte idealerweise mit Hilfe eines Experten erfolgen. (© geralt/pixabay)

Welche Leistungen zu welchen Kosten?

In der PKV können sämtliche Leistungen zur medizinischen Versorgung abgesichert werden. Grundsätzlich sollten sich potentiell Privatversicherte zunächst überlegen, a) welcher finanzieller Rahmen ihnen abhängig von ihrem Einkommen zur Verfügung steht und b) welche Leistungen überhaupt wichtig und sinnvoll sind. Welche Leistungen werden in jedem Fall benötigt? In welchen Bereichen möchte man darüber hinaus eine ansprechende Gesundheitsversorgung absichern? Auf welche Leistungen kann man verzichten, da eine Inanspruchnahme nicht zu erwarten ist?

Entsprechend der individuellen Situation (finanzielle Möglichkeiten, beruflicher Status, Leistungsanspruch), ist dann abzuwägen, ob man in der GKV bleiben oder sich privat krankenversichern möchte. Hier ist zu beachten, dass beispielsweise für Selbstständige andere Aspekte relevant sind als für Angestellte. So müssen Selbstständige berücksichtigen, dass sie für die Krankenversicherungsbeiträge alleine aufkommen müssen. Angestellte hingegen erhalten einen Zuschuss von ihrem Arbeitgeber. Für Personen im Beamtenverhältnis wiederum gelten noch einmal andere, gesonderte Bedingungen, da sie in der PKV Anspruch auf Beihilfe durch ihren Dienstherrn haben, der einen Großteil der privaten Krankenversicherung übernimmt.

Abschluss einer privaten Krankenversicherung: Bedeutung der Beitragsentwicklung

Neben der Leistungsfähigkeit eines Tarifs hinsichtlich der medizinischen Versorgung ist besonders auf die Beitragsentwicklung und die Beitragsstabilität zu achten. Wie haben sich die Prämien in den Tarifen des jeweiligen PKV-Unternehmens in den letzten Jahren entwickelt? In welchem Ausmaß waren etwa Anpassungen der Beiträge erforderlich? 

Eine wesentliche Rolle spielen dabei das Alter des Tarifes sowie die Mitgliederzahl des Krankenversicherers. Naturgemäß sind die Einnahmen des Versicherungsunternehmens umso höher, je länger der Tarif existiert und je mehr Personen versichert sind. Die Höhe der Einnahmen wiederum wirkt sich positiv auf die Beitragsentwicklung und -stabilität der Tarife aus. Aus diesem Grund sind sowohl das Alter des Tarifes als auch die Höhe der Mitgliederanzahl letztendlich wichtiger Maßstab bei der Wahl einer privaten Krankenversicherung.

Darüber hinaus spricht eine hohe Mitgliederzahl auch für Qualität und Leistungsstärke des PKV-Anbieters sowie für die Zufriedenheit der beim jeweiligen Unternehmen Versicherten.

Junger Mann arbeitet am MacBook
Auf Onlineportalen können Interessierte Tarife und PKV-Anbieter miteinander vergleichen. (© Buro Millennial/pexels )

Leistungsangebote und Tarife miteinander vergleichen

Die einzelnen privaten Versicherungsunternehmen bieten in vielen verschiedenen Tarifen unterschiedlich umfangreiche Leistungen mit unterschiedlichen Beiträgen an. Um die passende Krankenversicherung zu finden, sollten sich Interessierte daher nicht auf einen Anbieter beschränken und den „nächstbesten” Tarif wählen, sondern mehrere Versicherungsangebote miteinander vergleichen.

Klingt theoretisch einfach. Doch in der Praxis erweist sich die (Aus-)Wahl eines Tarifs für Laien häufig als schwierig – zu vielfältig und undurchsichtig ist das breitgefächerte Leistungsangebot, zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Zudem lauern unter Umständen „Stolperfallen” wie versteckte Kosten bei einem möglichen Selbstbehalt oder Kostenbeteiligungen bzw. Zuzahlungen bei einzelnen Leistungen. Daher lohnt es sich, einen Versicherungsexperten zu Rate zu ziehen. Dieser weiß, worauf es bei der Auswahl des individuell am besten geeigneten Tarifes ankommt, und kann mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung so bei Abschluss einer privaten Krankenversicherung behilflich sein. 

Darüber hinaus bieten auch zahlreiche Online-Vergleichsportale die Möglichkeit, Tarife und PKV-Unternehmen gegenüberzustellen. So können Interessierte vor einer ausführlichen fachmännischen Beratung erste Informationen über einen möglichen passenden Tarif erhalten.

Wahl des günstigsten Tarifes nicht immer sinnvoll

Dabei sollte man sich grundsätzlich bei einem Tarifvergleich bzw. bei der Tarifauswahl nicht ausschließlich an den zu zahlenden Beiträgen orientieren. Den günstigsten Tarif zu wählen, ist zwar durchaus naheliegend. Doch zum einen ist bei besonders günstigen Tarifen der Leistungsumfang gegebenenfalls wenig umfangreich. Zum anderen ist es möglich, dass Tarife mit sehr niedrigen Beiträgen im Laufe der Jahre verhältnismäßig hohe Kosten verursachen und entsprechend teuer werden, da Beiträge im Alter für gewöhnlich ansteigen. Und je günstiger der Tarif zu Versicherungsbeginn, desto größer kann der spätere Kostenanstieg sein. Daher sollte man bei der Wahl eines Tarifes „in die Zukunft denken” und vorausschauend die Beiträge bzw. ihre Kalkulation und Entwicklung berücksichtigen.

Sparschwein mit Euroscheinen und Euromünzen
Bei der Tarifauswahl sind nicht nur die aktuellen Beiträge zu berücksichtigen, sondern auch auf lange Sicht die Entwicklung und Stabilität der Prämien. (© blende12/pixabay )

Gesundheitsprüfung vor Versicherungsabschluss

Die Auswahl eines passenden Tarifs ist zweifelsohne die größte Hürde. Damit ist es jedoch noch nicht geschafft: Vor jedem Versicherungsabschluss führen PKV-Unternehmen nämlich eine sogenannte Gesundheitsprüfung durch. Hier müssen potentiell Privatversicherte Fragen zu ihrer gesundheitlichen Verfassung wahrheitsgemäß beantworten. Abhängig vom Ergebnis der Gesundheitsprüfung bzw. vom Gesundheitszustand berechnet der Krankenversicherer die Beiträge.

Bei einem erhöhten Gesundheitsrisiko, zum Beispiel aufgrund einer Vorerkrankung, kann das Versicherungsunternehmen einen Risikozuschlag verlangen. Die Beiträge sind in diesem Fall höher. Ebenso können PKV-Unternehmen bestimmte Leistungen im Krankheitsfall von vornherein vertraglich ausschließen (sogenannte Leistungsausschlüsse). Allerdings ist auch der – für potentiell Privatversicherte – „Worst Case” möglich: die Ablehnung des PKV-Anbieters aufgrund des Gesundheitszustandes. Bei Vorerkrankungen besteht jedoch die Möglichkeit einer anonymen Beratung vor der Gesundheitsprüfung. So können sich Betroffene informieren, welche etwaigen Konsequenzen ihre Vorerkrankung hinsichtlich eines Versicherungsabschlusses hat.